Der Blick über den Zaun

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Ein Blick über den Zaun. Der Hexen-Kräutergarten, hrsg. von Rita Voltmer u. a., Trier 2004.

978-3-89890-076-8 – Pdf-Download, brosch., 62 S., 15 cm × 21 cm, zahlr. fbg. Abb.

Beschreibung

Die Vorstellung, dass Hexen und Hexenmeister mit Hilfe einer auf den Körper oder den Hexenbesen aufgebrachten Salbe zum Hexensabbat geflogen seien, mit dieser »Hexenschmier« krankmachende
und tödliche Schadenzauber an Mensch und Tier geübt sowie Hagel, Frost und Unwetter erzeugt hätten, ist eine pure Erfindung der spätmittelalterlichen, vor al lem aber der frühneuzeitlichen Dämonologen, der gelehrten Theoretiker und der Juristen, welche in ihren Schriften die Furcht vor einer angeblichen, im geheimen agierenden, mit dem Teufel verbündeten Hexensekte verbreiteten.

Der Hexenflug zum Tanzplatz – im Trierer Raum vor allem zur Hetzerather Heide, in der Stadt Trier zum »Franzensknüppchen« auf dem Petrisberg – ist ein reines Hirngespinst. Nichtsdestoweniger haben  Mediziner, Naturwissenschaftler und Theologen Rezepturen entwickelt und Experimente mit sogenannten »Hexensalben« gemacht, die nach dem Auftragen auf die Haut narkotisierende, hypnotisierende, halluzinogene oder/und aphrodisierende Wirkungen entfalteten und so Vorstellungen von Luftflug und orgiastischen Feiern hervorriefen.

Fast alle Rezepte des 16. und 17. Jahrhunderts beruhen auf den ersten Vorschlägen aus der Magia naturalis (1558) des italienischen Naturwissenschaftlers und Mathematikers Giambattista della Porta († 1615). Als wichtigste Ingredienzien der »Hexensalben« werden in wechselnder Zusammensetzung neben Kinderfett Eleosilenum (wohl Fleckenschierling), Eisenhut, Pappelknospen, Fünffingerkraut, Bilsenkraut, Kalmus, Öl, Fledermausblut, Taumellolch, Tollkirsche, roter und schwarzer Mohn, Giftlattich, Portulak und Solanum genannt. Als magisch besetzte Staude oder Wurzel par excellence galt allgemein die Alraune oder Mandragora. Die oft zu lesende Behauptung, im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit sei eine Nutzung dieser speziellen Rauschmittel und »Hexensalben« weit verbreitet gewesen, ist nicht zutreffend. Tatsächlich hat man die genannten Pflanzen jedoch als narkotisierende und schmerzstillende Arzneien bei Operationen und Wundbehandlungen angewandt. …

(aus der Einleitung)