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Bauer, Ländliche Gesellschaft

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Alfred Bauer, Ländliche Gesellschaft und Agrarwirtschaft im Hunsrück zwischen Tradition und Innovation (1870–1914), Trier 2009 (Trierer historische Forschungen 64).

978-3-89890-123-9 – geb., 512 S., 16 cm × 24 cm, 800 g, Tab. u. Diagr.

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Artikelnummer: 978-3-89890-123-9 Kategorien: , Schlagwörter: , , , ,

Beschreibung

Die Rekonstruktion von lokalen und familialen Kontexten sowie die Darstellung individueller Einzelschicksale und Biographien folgt im Wesentlichen mikrohistorischen Leitlinien. »Die Mikrogeschichte stellt eine von der arbeitstechnischen Seite relativ klar definierte Methode für historisch-anthropologisches Forschen bereit.« Im mikrohistorischen Zugriff und der Zentrierung auf den konkreten Menschen gelten die Fragehaltungen seiner subjektiven Befindlichkeit, Betroffenheit, Lebenswelt und Selbsterfahrung. Subjektive Erfahrungen der Menschen, ihr produktiver Umgang mit ihrer sozialen, kulturellen und materiellen Umwelt – sie immer wieder nachzuzeichnen, gehört zu den großen inhaltlichen und methodologischen Herausforderungen der vorliegenden Studie. Daher ist der »Abstieg in die Niederungen der vielen Dorfbewohner und ihrer face-to-face Beziehungen« auch keine »Modeströmung«, sondern wird im Rahmen des alltagsgeschichtlichen Konzeptes bewusst zum Programm erhoben: »Selbst den Bauern in einem entlegenen Dorf« treten »soziale Gruppen und Institutionen nicht als objektive Gegebenheiten gegenüber«, sondern »sie werden von den ›kleinen Leuten‹ mitgestaltet in Verhandlungen und Konflikten durch eine (›Politik des Alltagslebens, deren Kern im strategischen Gebrauch der sozialen Regeln besteht‹)«. Die damit zugleich nahe liegende Zieldefinition einer auf den Menschen bezogenen »histoire totale« kann immer nur eine Annäherung an ein Ideal, aber kein Programm sein. Auf der räumlichen Ebene von verschiedenen »Regionen« wird schließlich das geschichtlich gewordene und sich verändernde Profil der Hunsrücker Agrarlandschaft intraregional auf der Basis der Landkreise und kompatibler Agrarregionen wie Westerwald und Eifel immanent komparatistisch beschrieben und extraregional mit anderen großen regionalen Raumeinheiten wie Westfalen, Niedersachsen und Ostelbien verglichen.

Die Erbrechtspraxis in der realgeteilten Agrarlandschaft des Hunsrücks und die doppelte Zersplitterung von Besitz und Betrieb bilden den kategorialen Bezugsrahmen des ersten Kapitels. Auf der Folie der in den staatlichen Verwaltungsakten und der Literatur als säkulare Erscheinung apostrophierten Etablierung des Code civil im Rheinland und des von ihm verkündeten Gleichheitsprinzips in der Erbfolge werden die Modi der lokalen und individuellen Vererbung in den Blick genommen. Besitz- und Ressourcentransfers als soziale Praxis und Aushandlungsprozesse zwischen den Generationen erweisen sich als Wendepunkt im Leben einer bäuerlichen Familie, an dem sich die ökonomischen Interessen und verschränkten Beziehungen aller Familienmitglieder gleichermaßen offenbaren. Zentral ist weiterhin die Frage, wie sich die Praxis der Besitzweitergabe auf die (Über-)lebensfähigkeit des weitgehend als lohnlose Familienbetriebe konstituierten Eigenbesitzes im langfristigen Trend auswirkte.

Das zweite Kapitel lenkt den Blick auf die Menschen in ihren sozialen, materiellen und alltagswirklichen Lebenszusammenhängen. Es sind Menschen, die in der Regel erst nach dem fünften Lebensjahr die Hürden eines allzu frühen Kindtodes genommen haben und auch weiterhin noch durch ein »Todesursachen-Panorama« höchst gefährdet sind. Es sind junge Menschen, die in den Etappen ihrer Lebensläufe unter dem Einfluss der Eltern, Familien, Verwandten und »Vermittlern« sich, fern von Emotionen, aufgrund materieller Interessen in arrangierten Ehen wieder finden. Sie zeugen und gebären viele Kinder und sehen die meisten von ihnen häufig noch zu Lebzeiten sterben. Jenseits extremer psychosozialer lebensweltlicher Erfahrungen gehen sie ihrer Arbeit nach, auf dem Feld, im Stall, im Haushalt, der Familie und in nicht-landwirtschaftlichen Tätigkeiten, die eigene und familiäre Subsistenz zuallererst im Blick. Es ist ein facettenreiches Ensemble, das uns da in den Hunsrückdörfern begegnet, neben den wenigen dörflichen Intellektuellen immer wieder Bauern …« (aus der Einleitung)

Zusätzliche Informationen

Gewicht 800 g
Größe 24 × 17 × 6 cm