Raths, Sachkultur

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Daniel Raths, Sachkultur im spätmittelalterlichen Trier. Die Rechnungsüberlieferung des St. Jakobshospitals, Trier 2011 (Kleine Schriften der Trierer historischen Forschungen 1).

978-3-89890-153-6 – 300 S., kart., 15 cm × 21 cm, 400 g, 42 Abb.

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Beschreibung

Das vorliegende Buch wertet die bisher unedierten Abrechnungen einer spätmittelalterlichen Pfründeranstalt auf Hinweise zur materiellen Kultur in der Moselstadt für den Zeitraum von 1437/1438 bis 1480/1481 aus. Im Mittelpunkt steht hierbei die Rekonstruktion des Alltagslebens in Trier während des 15. Jahrhunderts. Die hier skizzierte Arbeit ist die ein19zige ihrer Art und auch in Zukunft ist aus Mangel an vergleichbaren Quellen keine weitere Forschung auf diesem Gebiet zu erwarten.

Das St. Jakobshospital ist eine erstmals 1186 erwähnte, wohl aus den bescheidenen Ursprüngen einer Pilgerherberge erwachsene Institution. Sie stand zunächst unter bruderschaftlicher, dann seit den 30er Jahren des 15. Jahrhunderts in städtischer Trägerschaft. Im Verlauf des Spätmittelalters trat die caritative Funktion zunehmend in den Hintergrund und das Hospital wandelte sich zur Pfründneranstalt. Der Einkauf in die Einrichtung blieb dem finanzkräftigen Stadtpatriziat vorbehalten. Zudem wurde das Hospital durch die Kommune für die städtische Territorialpolitik instrumentalisiert. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts erhielt das Hospital großzügige Schenkungen, wodurch es zu einem wichtigen Grundbesitzer und Kreditgeber der Moselstadt wurde.

Der Hospitalsmeister hatte dem Rat der Stadt jährlich schriftlich Rechenschaft abzulegen. Diese Rechnungsbücher bilden die Grundlage der hier skizzierten Untersuchung. Die Arbeit beginnt – nach einer Einleitung und der Vorstellung des Forschungsstandes – mit der Darstellung der Geschichte des Hospitals und der Lebensumstände der Insassen. Bereits hier wird der bisherige Kenntnisstand in Bezug auf die Aufgaben sowie das Erscheinungsbild des Hospitals sowie des dortigen Gesindes erheblich erweitert. Im nächsten Abschnitt erfolgt eine ausführliche Betrachtung der Rechnungskladden. Daran anschließend wird der zugrunde liegende methodische Ansatz zur Analyse der materiellen Kultur vorgestellt. Es handelt sich dabei um ein am Kremser „Institut für mittelalterliche Realienkunde Österreichs“ entwickeltes Modell. Nach den theoretischen Erörterungen folgt im Hauptteil der Arbeit die Untersuchung zur Sachkultur. Im Vordergrund stehen zunächst die „Gebäude und deren unbeweglicher Hausrat“.

Aus den Rechnungseinträgen lassen sich minutiös die bauliche Ausstattung der einzelnen Spitalsgebäude samt Kapelle und Ökonomiegebäude, aber auch der am Hauptmarkt gelegenen „Steipe“ rekonstruieren. Immer wieder verzeichnen einzelne Einträge Umbaumaßnahmen, Erweiterungen, Reparaturen und Zukäufe für die Innenausstattung. Im Zusammenhang mit der „Steipe“ werden unter anderem hölzerne Wandvertäfelungen, Gardinen und Wandbehänge erwähnt. Ebenso finden sich Informationen über die Beheizung. Besonders interessant ist dabei die ungewöhnliche Lieferung von Ofenkacheln aus Mainz, die im Vergleich zu Trierer Exemplaren einen sehr hohen Preis erzielten. Die zunächst verwunderlich erscheinende Information über eine teure Fensterverglasung des spitalseigenen Backhauses ist damit zu erklären, dass nur so eine ungestörte Lockerung des Teiges durch Kohlendioxidentwicklung ohne Luftzug ermöglicht werden konnte.

In einem nächsten Schritt wird der „mobile Hausrat“ untersucht, der immer wieder in den Rechnungen des Hospitals Erwähnung findet. Hier stehen an erster Stelle Erkenntnisse über die Einrichtung der Räume mit vielfältigem Mobiliar wie Schränke, Betten, Bänke oder Truhen. An einigen Stellen verdeutlicht die Untersuchung auch Befunde, die sich andernorts aus dem archäologischen Kontext erschließen lassen. Insbesondere die zahlreichen Schloss- und Schlüsselkäufe sind hier zu nennen, die sich letztlich auf die schlechte Qualität der Produkte und ihren häufigen Verlust zurückführen lassen. Auch erlaubt eine Erörterung von schriftlichen Quellen Rückschlüsse auf das tägliche Leben der Menschen, die durch die Mittelalterarchäologie bisher nicht geleistet werden konnten.

Inhalt

  1. Einleitung
    1 Vorbemerkungen
    2 Forschungsstand
    3 Der Untersuchungsgegenstand St. Jakobshospital
  2. Die Hospitalmeisterrechnungen als Quelle
    1 Die formalen Merkmale
    2 Die Inhaltliche Struktur
  3. Sachkultur als Forschungsgegenstand der Realienkunde
    1 Das Arbeitsfeld der modernen Realienkunde: „Realien“, „materielle Kultur“, „geistige Kultur“ und „Alltag“
    2 Die Quellengrundlage der Realienkunde
    3 Die Sachkulturforschung des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der Frühen Neuzeit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
    4 Die Methode der vorliegenden Arbeit
  4. Sachkultur in den Hospitalmeisterrechnungen
    1 Gebäude und deren unbeweglicher Hausrat (ohne Wohnhäuser)
    2 Mobiler Hausrat
    3 Kleidung
    4 Versorgung der Armen und Bedürftigen
    5 Warenkauf außerhalb Triers
  5. Zusammenfassung und Schlussbemerkung
  6. Verzeichnis der Quellen und der mehrfach zitierten Literatur
  7. Abbildungsverzeichnis
  8. Tabelle: Inhaltliche Struktur der Rechnungsbücher
  9. Register
    1 Register der zitierten frühneuhochdeutschen Begriffe
    2 Orts-, Personen- und Sachregister