Beschreibung
Standardwerk! Die Gesamtausgabe des spätantiken Literaten. Dieses Buch schließt durch die dargebotene deutsche Übersetzung und den Kommentar eine seit Jahrhunderten bestehende schmerzliche Lücke und wird daher unverzichtbar sein. Gegenüber den zumeist partikularistischen, d. h. auf der Kenntnis nur eines oder weniger Werke beruhenden Ansätzen meine ich, nach auf wörtlichem Abschreiben und schriftlicher Rohübersetzung beruhender intensiver Gesamtlektüre Ausonius etwas besser zu verstehen als bisher.
Zudem glaube ich an den Genius loci. Der Untertitel Trierer Werke ist nicht so streng zu nehmen: Zwar gehören neben den beiden je umfangreichsten Vers- und Prosaschriften (Mosella, Gratiarum actio) sicher auch Griphus, Bissula, Cento, Cupido, Precationes und Caesares in die Trierer Zeit (ca. 365/366 bis ca. 388 andere Ansätze überzeugen mich nicht); pauschal lässt sich das jedoch nicht z. B. auf die Eclogae oder den Ordo ausdehnen, wie andererseits auch Teile der Sammlungen der Epigrammata und vor allem der Epistulae bestimmt an der Mosel (Trier oder Konz) entstanden sind. Es kommt aber auch nicht darauf an: Maßgebend waren ökonomisch-rationelle (Teilung in drei Bände) und der Bequemlichkeit der Benutzer dienende Zwecke (Zugrundelegender Zählung der Oxoniensis, deren Konjekturen aber zum größten Teil ebenso rückgängig gemacht worden sind wie fast alle früheren gewaltsamen Eingriffe in den Text).
Eine vielleicht kaum merkliche, doch hoffentlich nicht störende Inkonsequenz in der Ausführlichkeit der Kommentierung und bei Verweisen erklärt sich aus der zeitlichen Genese des Bandes: An der Spitze standen Mosella, Bissula, Ordo urbium nobilium und Cupido cruciatus, für die (sowie für die Paulinus-Epistulae) bereits Übertragungen veröffentlicht sind; es folgte die Gratiarum actio, für die zunächst eine Sonderpublikation beabsichtigt war; darauf habe ich, immer wieder unterbrochen durch Terminarbeiten (Monographien, Rezensionen, Aufsätze, Tagungen und Vorträge), die Lücken geschlossen (2009: Ordo [Kommentar], Caesares, Fasti; 2010: Precationes, Eclogae, Griphus ternarii numeri, Cento nuptialis, Oratio versibus rhopalicis). Damit hängt es letztlich zusammen, dass ich zu spät gemerkt habe, dass die drei mir vorliegenden romanischen Übertragungen (französisch: Jasinski; italienisch: Pastorino; spanisch: Alvar Esquerra) alle voneinander bzw. letztlich von der englischen Übersetzung durch Evelyn White (sofern dieser sich nicht prüde ins Lateinische flüchtet [Cento, Epigrammata]) abschreiben und somit unselbstständig sind: Im eigentlichen Wortsinn überträgt der Franzose den Engländer, der Italiener den Franzosen und der Spanier den Italiener (aus dem Vorwort).
Paul Dräger studierte Klassische Philologie, Geschichte, Slavistik und Indogermanistik in Mainz und promovierte an der Universität Trier mit einer Arbeit über den Argonautenmythos in der griechischen und römischen Literatur. Nach seiner Tätigkeit als Gymnasiallehrer für Alte Sprachen und Lehrbeauftragter für Klassische Philologie an der Universität Trier arbeitet er jetzt als freier Autor, Übersetzer, Literaturkritiker und Wissenschaftshistoriker.