Description
Italien ist heute ein Nationalstaat wie andere europäische auch. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schien es aber noch weiter davon entfernt zu sein als das zersplitterte Deutsche Reich, und doch gelang den Italienern aufgrund von Kriegen und Plebisziten die Gründung eines liberalen Nationalstaats im März 1861 zehn Jahre vor der Etablierung des Deutschen Reichs.
Der vorliegende Band präsentiert die Vorträge einer im Juni 2012 in Saarbrücken von der Arbeitsgemeinschaft für die neueste Geschichte Italiens in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Institut in Rom organisierten Tagung „150 Jahre Risorgimento – geeintes Italien?“.
Die Beiträge stellen implizit oder explizit die Frage nach der Qualität der italienischen Nation und der Existenz einer nationalen Identität stellen und mischen sich somit in laufende Forschungsdebatten ein. Während die ältere Geschichtsschreibung teleologisch die einigenden Momente bei der Formierung des italienischen Nationalstaats betonte, wird in diesem Band die angebliche Einheit der Nation hinterfragt. Diskutiert werden ältere Patriotismen und regionale oder kommunale Identitäten innerhalb des italienischen Nationalstaats.
Gabriele B. Clemens ist Professorin für Neuere Geschichte und Landesgeschichte an der Universität des Saarlandes. Jens Späth ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Max Weber Fellow) an der Universität des Saarlandes.
Inhalt
Einleitung und Einführung
Gabriele B. Clemens und Jens Späth, 150 Jahre Risorgimento – geeintes Italien?
Marco Meriggi, Die Konstruktion von Staat und Nation: Der Fall Italien
Gegner und Verlierer
Gendergeschichtliche Aspekte
Giulia Frontoni, „Heute gehe ich zum Parlament“. Frauen im Publikum des piemontesischen Parlaments
Ruth Nattermann, Jüdinnen in der frühen italienischen Frauenbewegung
Kulturelle Nationsbildung
Gabriele B. Clemens, Francesco Hayez – die nationale Ikone risorgimentaler Historienmalerei
Elena Tonezzer, Der Blick der „italianissimi“: das lange Risorgimento im Trentino