Mit zwei Quelleneditionen wird eine neue Schriftenreihe unseres Verlages begründet, „Echternacher Schriftquellen“ – „Sources epternaciennes“, herausgegeben durch den Willibrordus-Bauverein in Echternach. Die neue Reihe ist zweisprachig, deutsch und französisch.
Die 698 durch den heiligen Willibrord (658–739) gegründete Reichsabtei Echternach ist als bedeutendste monastische Institution in der alten Trierer Erzdiözese neben St. Maximin und Prüm anzusprechen. Die reiche Geschichte Echternachs geht weit vor die Gründung der Luxemburg durch den Grafen Siegfried (963) zurück.
Der erste Band der Reihe ist das zweiteilige „Urkunden- und Quellenbuch“ des Abtes Robert von Monreal (1506–1539), das 815 Nummern hat und 946 Druckseiten umfasst. Es führt die Editionstätigkeit Camille Wampachs fort und wird unzweifelhaft einen festen Platz im historischen Schrifttum beanspruchen (zum Katalog).
Der zweite Band erschließt eine bisher unveröffentlichte Briefsammlung des Abtes Jean Bertels (1595–1607) durch Edition und Übersetzung in die französische Sprache (zum Katalog).
In Planung ist eine neue Ausgabe der Lebensbeschreibung des heiligen Willibrord des Abtes Thiofried (1081–1110) mit vollständiger Übersetzung und Kommentierung im Anschluss an unsere Ausgabe der „Vita sancti Willibrordi“ Alkuins (um 730/35–804) aus dem Jahr 2008 (zum Katalog). Alkuin stammte wie der heilige Willibrord aus Northumbrien und gehörte der Domschule von York an, bis er von Karl dem Großen als Leiter der Hofschule nach Aachen berufen wurde. Gemäß der englischen Tradition verfasste er seine Vita als „opus geminum“ („Zwillingswerk“) aus Versen und Prosa. Auch Beda Venerabilis (um 672/73–735), der ebenfalls aus dem anglichen Reich von Northumbrien stammte, wendete das Prinzip bei seiner „Vita sancti Cuthberti“ an. Durch Alkuins Schüler Hrabanus Maurus (um 780–856) kam das „opus geminum“ in die Abtei Fulda, ohne hier eine über die Karolingerzeit weisende Tradition auszubilden.
Abt Thiofried von Echternach legte eine zweifache Bearbeitung seiner „Vita sancti Willibrordi“ vor, weil er sie in seiner Vorlage so vorfand. Thiofried hat sich in seiner Amtszeit große Verdienste für die Abtei erworben, weit über Echternach hinaus weist seine Bedeutung als Schriftsteller. Neben kleineren Texten sind drei Werke bekannt, die „Vita sancti Liutwini“ um 1072–1078, die „Flores epytaphii sanctorum“ um 1098–1104 und die „Vita sancti Willibrordi“ um 1105. Sie markieren einen frühen Glanzpunkt der mittellateinischen Literatur.