Beschreibung
Die Vita sanctae Helenae, die der wortgewaltige Mönch Almannus von Hautvillers im 9. Jahrhundert verfaßt, ist die wichtigste Quelle zum Leben und Wirken der Trierer heiligen Helena, der allesbeherrschend hinter Constantin stehenden weiblichen Éminence grise. Zentrales Thema bildet die historische Reise Helenas nach Jerusalem und die der Mutter des ersten christlichen Kaisers durch die Legende sehr bald zugeschriebene Auffindung des Kreuzes Christi.
Mit für das Mittelalter nicht ungewöhnlicher freizügiger Quellenbenutzung und geradezu unerschöpflicher Phantasie läßt der bibelfeste und literaturkundige Autor seine Titelheldin und ihre Tätigkeit durch immer wieder neue Gestalten und Ereignisse des Alten und Neuen Testamentes präfiguriert sein. Heute verlorene, wohl ehemals mündliche Quellen über die mit dem Trierer Dom eng verbundene domus Helenae und das mit orientalischer Pracht ausgestattete cubiculum Helenae sowie über die gescheiterte Übersendung von Märtyrer- und Herren-Reliquien von Rom in die gallische Heimatstadt der vornehmen und ungemein reichen Trevirerin verleihen der Schrift eine besondere lokale Bedeutung. Diese lateinische Heiligen-Legende wird hier erstmals in einer Übersetzung in eine moderne Fremdsprache vorgelegt, verbunden mit einem leserfreundlichen sprachlich-stilistischen, historischen und theologischen Kommentar sowie einer umfassenden Einführung.
Paul Dräger studierte Klassische Philologie, Geschichte, Slavistik und Indogermanistik an der Universität Mainz und promovierte an der Universität Trier mit einer Arbeit über den Argonautenmythos in der griechischen und römischen Literatur. Nach seiner Tätigkeit als Gymnasiallehrer für Alte Sprachen und Lehrbeauftragter für Klassische Philologie an der Universität Trier arbeitet er jetzt als freier Autor, Übersetzer, Literaturkritiker und Wissenschaftshistoriker.