Beschreibung
Lange Zeit war im mittelalterlichen Herzogtum Österreich der Gedankenaustausch zwischen Juden und nichtjüdischer Mehrheitsbevölkerung besonders ungestört und fruchtbar, was sich in Entlehnung mündlichen Erzählgutes niederschlägt.
Im selben Raum wird aber schon ab ca. 1260 die christliche Polemik gegen den Talmud vehement aufgegriffen. Nach der Gründung der Universität Wien wird von dem großen Theologen Heinrich von Langenstein sogar der Gedanke des Relegionsgesprächs und der freiwilligen, friedlichen Bekehrung wieder ins Spiel gebracht, ehe sich die herzögliche Politik der Volksverhetzung anpasst. Nach der sog. »Wiener Gesera«, der schweren Verfolgung von 1420, schwenkt die Wiener Universitätstheologie auf reine Polemik um.
Fritz Peter Knapp ist emeritierter Professor für Ältere deutsche Philologie/Mediävistik an der Universität Heidelberg und gehört zu den führenden Vertretern seines Faches im deutschsprachigen Raum.